Start: 10.08.2014 in Katterat (Nordnorwegen)
Schluss: 26.08.2014 in Abisko (Nordschweden)
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08. August
Tja. Eigentlich ist es jedes Jahr das Gleiche. Rucksack schultern, Tagesrucksack mit der Reisenahrung in die eine Hand, aus der Wohnung raus, einmal über den Hügel der Altstadt zum Bahnhof, und wie immer Gleis 5. Nur die Uhrzeit hatte sich diesmal geändert. 16:06 sollte der Zug fahren.
09. August
Irgendwie musste der Zug es geschafft haben die Stunde, die er zu spät aus Malmö losgefahren war, wieder aufgeholt zu haben, denn er kam sogar in Stockholm pünktlich, genau genommen sogar vier Minuten vor seiner eigentlichen Zeit, an, sodass ich kurz nach sechs dort auf dem Bahnhof stand. Erst kurz nach 17 Uhr sollte mein Zug in den Norden starten. Ich wollte mir noch ein bisschen Stockholm anschauen und ging daher zu den Schließfächern, um meinen Rucksack dort einzuschließen.
Ich las mir gerade die dortige Gebrauchsanweisung durch, als ein alter Schwede mich ansprach und mich fragte, während er mir seinen Schließfachschein vor die Nase hielt, ob ich wüsste, wie er sein Gepäck wieder zurückerhalten könnte, das in einem Schließfach lag. Ich wusste es auch nicht, wollte doch aber gerne helfen, wenn ich denn konnte, da ich schon selbst gerne wissen wollte, wie das System funktionierte, um nicht am Nachmittag selbst das gleiche Problem zu haben. Also übten wir zusammen an seinem Schließfach, was aber auch nicht gerade viel brachte.
Da ich aber nicht helfen konnte, fragten wie den nächsten, der dort auftauchte, und der konnte das Problem lösen. Mit meinem neuen Wissen schloss ich dann auch meinen Rucksack in ein Fach ein und machte mich auf in die „Gamla Stad“.
Inzwischen war es 7 Uhr, alle Läden noch geschlossen, alle Straßen leer und ruhig. Erst auf dem Platz an der Rückseite des Schlosses tobte das Leben. Mehrere Touristen-Busse mit Japanern oder Chinesen, zumindest aus der Ecke der Welt, liefen dort aufgescheucht wie die Hühner herum. Allerdings wollten sie sich nicht die einzelnen Gebäude, usw. ansehen, sondern es drehte sich bei ihnen nur darum, ihren Partner vor etwas zu stellen und zu fotografieren. Das Schloss schauten sie sich nicht an, aber sie stellten ihre Partner vor das Schloss, um ihn, mit dem Schloss im Hintergrund, zu fotografieren.
Das Gleiche passierte am Hafen. Ich machte am Hafen eine kleine Frühstückspause und bemühte mich dabei ständig, nicht irgendwo zwischen ostasiatischem Fotografen, seiner Partnerin und dem ausgesuchten Hintergrundmotiv zu geraten. Nach dem Frühstück ging ich dann weiter durch die Altstadt. Langsam wurde es warm. Die Sonne brannte regelrecht vom Himmel, sodass ich bald nur noch den Wunsch hatte, mich in den Schatten zu verkrümeln. Ich wandelte noch etwas durch die Fußgängerzone und durch die Seitenstraßen und machte mich dann erst einmal wieder auf, zum Bahnhof zu kommen, um mich dort zu setzen und mich einfach etwas umzuschauen, was mir in der Haupthalle von "Stockholm Central" eigentlich auch immer Spaß macht. Ich liebe diesen Bahnhof.
Nach einem kleinen frühen Mittagessen kamen ein paar Wolken am blauen Himmel auf, sodass ich jetzt gemütlich mir Stockholm anschaute, bis ich dann mit Erfolg meinen Rucksack wieder aus dem Schließfach holte und zum entsprechenden Bahnsteig ging, um zu meinem Nachtzug zu kommen.
Der kam dann auch. In meinem Abteil war eine ältere Schwedin, zwei junge Schweden aus Helsingborg, und zwei Hamburger, die das erste Mal in den Norden fuhren, und von Abisko nach Vakkotave laufen wollten.
Im Zug traf ich dann noch jemanden aus Süddeutschen, mit dem ich zusammen, und mit vielen anderen, ein Jahr vorher, acht Stunden auf dem Stockholmer Bahnhof auf unseren Zug nach Norden gewartet hatte. So klein ist die Welt manchmal. Wir plauschten eine Runde auf dem Gang. Er wollte, wie letztes Jahr, auch wieder nach Norden zum wandern.
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10. August
Nachdem es in Kiruna noch geregnet hatte, kam ich gegen 14:30 Uhr in Katterat an. Beim Ausstieg fing ich schon an zu pusten. Blauer Himmel und es müssten mindestens 25°C im Schatten sein. Nur fand ich keinen Schatten.
Am Bahnhofsgebäude schaute ich nach einem Außenthermostat, den man eventuell etwas herunter drehen könnte, fand aber so eine Einrichtung nicht.
Somit begann die Wanderung.
Nachdem ich mich mit den mediterranen Temperaturen abgefunden hatte, kramte ich meine Wanderstöcke hervor, stellte sie auf die richtige Höhe ein und suchte auf der Karte den richtigen Weg, der mich ins Fjäll führen sollte. Erst einmal sollte es noch sehr zivilisiert, auf einem Art Feldweg, nach Süden gehen. Ich stapfte also los, um aus dem Ort, eigentlich nur eine Ansammlung von ein paar Häusern, herauszukommen. Der Feldweg führte langsam Berg an, in der prallen Sonne. Nun, weit wollte ich heute sowieso nicht gehen, immerhin war es schon nach 15:00 Uhr. So ging ich los, mich langsam wieder an das Gewicht des Rucksacks zu gewöhnen. Wobei die Hitze gewöhnungsbedürftiger war als der Rucksack, bzw. das gehen mit ihm. Es war wirklich eine knalle Hitze - und überhaupt kein Schatten.
Nach ungefähr drei Stunden kam ich an einen kleinen Bach, der für meine Übernachtung genau das Richtige war. Und hinter einem Felsen fand ich auch, wenn auch mit etwas Schräglage, einen Platz für mein Zelt.
Ich stellte mein Zelt auf, kochte mein Abendessen und machte dann noch einen kleinen Rundgang durch die Gegend. Am nächsten Tag musste ich die Watstelle über den kleinen Fluss, der links des Weges im Tal lief, finden. Dort sollte es dann in die Wildnis gehen. Als am Abend die ersten Mücken auftauchten, um auf Beutezug zu gehen, verkroch ich mich ins Zelt.
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11. August
Bin mit leichten Kopfschmerzen wach geworden. So zwei Nächte im Zug nicht richtig schlafen, hatte doch seine Spuren hinterlassen. Daher stand ich gegen 8 Uhr relativ unmotiviert auf, holte Wasser vom Bach, kochte mir Frühstück und Tee, packte zusammen und lief dann so gegen halb 11 Uhr los. Es ging auf dem Feldweg weiter, wobei ich mit der Umgebung und der Karte die Stelle suchte, wo es von dem Weg abgehen sollte, und durch eine Watstelle durch den Bach, der links im Tal floss. Nach ungefähr einem Kilometer fand ich die Stelle und ich verließ den Feldweg, überquerte den Bach über einen kleinen natürlichen Steinwall und machte dann erst einmal eine Kekspause, um mich auf der Karte zu orientieren.
Ich musste links am See vorbei und dann auch langsam meine erste Klettertour starten.Über die Felsbarriere ging es dann weiter. Die leichten Kopfschmerzen und die dicken Augen waren inzwischen verschwunden. Ab hier hatte das Gelände es wirklich in sich, es war steinig, unwegsam und ging relativ steil immer weiter nach oben.
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Am besten war bei der ganzen Sache der Blick zurück.
Das war ein toller Ausblick. Am späten Nachmittag hatte ich dann den ersten Höhepunkt erreicht, und es ging langsam in die Waagerechte, sogar auch schon leicht wieder bergab, ...
... um dann ...
... wieder über eine Felsbarriere bergauf zu gehen. Das hier ging ganz schön auf die Knochen.
Gegen 18:00 Uhr fand ich endlich auch mal einen schönen ebenen Platz, wo ich das Zelt aufstellen konnte, und einen tollen Bach. Das war es für heute. Hatte mir auch gereicht.
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12. August
So gegen 7 Uhr wurde ich wach und bin auch gleich aufgestanden. Wetter war toll, heiter bis wolkig und nicht mehr ganz so warm, wie gestern. Zuerst wurde mal das Bettzeug zum Lüften nach draußen gehängt, dann sich um das Frühstück gekümmert. Die Kücheneinrichtung, wenn auch nicht von IKEA, doch „tillverking i sverige“ habe ich schon viele Jahre, aber die Küche selbst war neu und faszinierend. Viele Steinblocks, in verschiedener Höhe, die man als Herdunterlage und Küchentisch verwenden konnte, und eine Wanddekoration, die sich über viele Kilometer erstreckte. War toll.
So gegen 10 Uhr war alles gepackt und ich machte mich wieder auf den Weg. Auch wenn der Weg nicht mehr so steil bergauf ging, ging er doch ziemlich auf die Knochen. Viele Blocks, über die man gehen musste, was voll auf die Gelenke ging. Ich merkte schon, die Leichtigkeit des Seins, wie ich es letztes Jahr im Sarek erlebt hatte, würde wohl hier nicht stattfinden.
Mit der Zeit bewölkte sich der Himmel immer mehr und gegen ein Uhr fing es an zu regnen, sodass ich die Regenklamotten herausholen musste. Der Regen wurde immer mehr, sodass, als ich gegen sechs Uhr mein Zelt aufschlug und ich mich auch relativ schnell darin verkroch.
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13. August
Die ganze Nacht hatte es durchgeregnet, sodass heute die Apsis meines Zeltes die Küche für das Frühstück war. Nach dem Frühstück packte ich im Zelt meine Sachen zusammen, sodass ich nur das Zelt im Regen einpacken musste. Dann ging es im Regen weiter, langsam aber sicher bergab, wobei bergab hieß, 7 Meter abwärts und dann wieder 5 Meter aufwärts. Irgendwann am frühen Nachmittag hörte es dann auf zu regnen.
Gegen halb drei kam ich dann an die Brücke die einen Quellfluss des Sealggajohka überspann. Hier war ich 1993 und 1994 schon mal gewesen. Damals war ich allerdings nicht von Norden, also von Katterat gekommen, sondern von Osten. Von Abikso, über Abiskojaure und Unna Allakas. 1993 war ich mit einem Kumpel hier, und man mag es gar nicht sagen, wir hatten uns dann, aus reiner Betriebsblindheit, ein paar Kilometer weiter westlich, verlaufen und sind in ein falsches Tal eingebogen. 1994 war ich alleine auf Tour, und bin, auch von Abikso kommen, dann ab hier den Weg gegangen, ohne mich zu verlaufen, den ich auch dieses Jahr gehen wollte. Nach 20 Jahren, war es wohl Zeit dafür.
An zwei Metallgestellen waren an jeder Seite zwei Drahtseile verbunden, die einmal sozusagen das Geländer darstellten und gleichzeitig die Konstruktion hielten, auf denen zwei Bretter lagen, über die man die Brücke überqueren konnte. Das war eine sehr wacklige Angelegenheit. Vorsichtig stieg ich die wacklige Holzleiter hoch, hangelte mit den Händen zu den Drahtseilen, zog mich hoch und ging, ganz langsam, Schritt für Schritt zum anderen Ende, um mich da wieder an einer Holzleiter zum festen Boden zu begeben. Nach diesem Nervenkitzel benötigte ich erst einmal eine Kekspause und genoss noch die Landschaft.
Dann ging ich weiter zur Cunojavreehytta, eine Hütte des norwegischen Touristenverbandes, da von dort der Weg weiterführen sollte. Leider waren dort viele Trampelpfade, und statt auf meinen Weg zu kommen, kam ich nur zu dem Weg, der zum See führte. Da ich aber grob am See längs laufen musste, ging ich dort am Ufer weiter, was aber wieder über Stock und Stein ging. Blocks, Blocks, und noch mal Blocks.
Dann kam ich an die nächste Brücke, die über den Cunojohka führte.
Wieder so eine irre Konstruktion, wie die erste Brücke. Aber was soll´s. Augen zu, Luft anhalten, Arschbacken zusammenkneifen, (ich bin nun einmal nicht schwindelfrei und leide an Höhenangst), über die Holzleiter auf die Brücke geklettert, einen Fuß nach dem nächsten, ganz vorsichtig rüber, dort wieder auf den festen Boden und erst einmal tief Luft holen.
Danach wurde zumindest langsam der Weg besser. Eine weite Hochebene lag vor mir. Die ging ich dann auch, die Landschaft genießend, solange weiter, bis ich an einen kleinen Fluss kam, wo ich so, trockenen Fußes, nicht rüber kam. Also Wanderstiefel ausgezogen, Regenhose auch ausgezogen (es regnete ja sowieso nicht mehr), die Wanderhose bis über die Knie hochgezogen, Sandalen angezogen, und mit dem Rucksack rüber.
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14. August
Ich stand am Morgen so gegen 8 Uhr auf, holte mir Wasser aus dem Fluss für Pasta und Tee und bereitete mir mein Frühstück. Danach ging es gemütlich ans Packen. Das Wetter und die Landschaft waren toll, sodass ich oft einfach so herumstand und einfach nur die Landschaft in mir aufnahm, und um dann noch mal das ein oder andere Foto von ihr zu schießen. Ich war so gegen halb 11 fertig mit dem Packen, als eine Horde von vielleicht zehn älteren Leuten, von da, wo ich gestern gekommen war, auftauchte. Ich schaute Ihnen zu, wie sie nach einer günstigen Stelle über den Fluss suchten. Es dauerte einige Zeit, bis die Ersten sich trauten und herüberkamen. Während einige sich in meiner Nähe hinsetzten, um auf den Rest zu warten, kam einer von Ihnen auf mich zu und sprach mich an. Woher, wohin, usw. Wir unterhielten uns ein bisschen. Es war eine ältere Leute-Tour aus Schweden, die hier von Hütte zu Hütte wanderte. Als auch der Rest den Fluss überquert hatte, machten alle erst einmal eine Pause, sodass auch ich erst so gegen 12 Uhr los kam.
Der weitere Weg für heute war, zumindest solange ich auf dieser Hochebene längs ging, sehr angenehm, wenn man mal davon absah, dass es, als ich endlich loskam, anfing zu regnen und es dann auch erst einmal dabei blieb. Es gab aber keine Steine, keine Wurzeln, ab und zu mal etwas Sumpf, wenn auch nicht schlimm, sodass ich bei der Wanderung schön die Landschaft genießen konnte, bis ich, ja, bis ich an die nächste Brücke kam, die mir doch schon wieder Sorgen bereitete.
Da der dortige Fluss etwas breiter war, war auch die Brückenkonstruktion etwas breiter, und statt, dass man die Drahtseile nur als Geländer benutzte, waren sie auch Halterung für die Balken, die die Latten trugen, auf der man ging.
Auf der einen Seite begannen die Drahtseile als Geländer, senkten sich dann aber so, dass sie ab der Mitte als Halterung für den Haltebalken fungierten. Von der anderen Seite kamen die Drahtseile auch erst als Geländer und senkten sich so weit, dass sie ab der Mitte, die Balken der Latten trugen.So ergab sich in der Mitte ein Übergang, der besonders wackelig aussah. Aber da musste ich nun einmal durch. Nach der Brückenüberquerung brauchte ich erst einmal Nervennahrung und machte eine kleine Kekspause.
Dann ging es weiter. Jetzt leicht bergauf und durch eine Buschlandschaft, durch die ich mich richtig durch quälte. Als die Buschlandschaft endlich vorbei war, ging es langsam aber stetig am Berghang bergauf.
Als ich am späten Nachmittag den, laut der Karte, letzten Bach für eine längere Zeit fand, machte ich Schluss für heute. Ganz nebenbei kam es von hinten ziemlich dunkel hochgezogen, sodass es auch Zeit wurde ins Zelt zu verschwinden. Schon beim Aufbau des Zeltes wechselte der Wind, der die dunklen Wolken wieder ins Tal zurückdrückte. Beim Wasser holen wechselte der Wind schon wieder, sodass die Wolken wieder in meine Richtung drückten, während das Zelt noch von der Sonne beschienen wurde.
Ich schien so ein bisschen, durch den Berg neben mir, im Windschatten zu liegen. Der Wind schien von der anderen Seite des Berges, aus dem Norden, zu drücken, und je, ob der Wind ein bisschen mehr über die östliche Seite des Berges kam, oder von der westlichen Seite, würden bei mir die Wolken vom Osten in meine Richtung gedrückt, oder vom Westen wieder von mir weg geschoben.
Letztendlich setzte sich die Strömung aus dem Osten durch, und es regnete die ganze Nacht über.
In einer kleinen Regenpause stürmte ich noch einmal schnell aus dem Zelt, um auch meinen Beitrag zur Bodenbewässerung zu leisten. Um mich herum sah es fantastisch aus. Direkt über mir war total blauer Himmel, aber um mich herum gab es nur Wolkenwände, die bis zum Boden reichten. Es sah fast schon so aus, als ob direkt über mir jemand ein Loch durch die Wolken gebohrt hatte, um mal zu schauen, wer denn da unten sein Zelt aufgeschlagen hat. Da das Loch aber sehr klein war und sich schon wieder verzog, beeilte ich mich mit der Bodenbewässerung und kroch wieder ins Zelt.
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15. August
Als ich am nächsten Morgen aus dem Zelt schaute, regnete es zwar nicht, aber die Wolken hingen tief und zogen unter mir aus dem Tal hervor. Sehr schön sah das nicht aus. Ich holte mir Wasser und kochte im Zelt.
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Danach packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg. Zuerst ging es weiter bergauf, bis ich endlich den Blick in das neue Tal werfen konnte, in dem zwei Seen lagen.
Im Hintergrund konnte man sehen, wo es wieder bergauf ging.
Rechs vom zweiten See musste ich noch einen Fluss überqueren, ...
.... und danach ging es wieder stetig bergauf.
Hinter der nächsten Anhöhe sollte dann der dritte See liegen.
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Doch bevor ich zu dem dritte See kam, hier noch einmal ein Blick zurück, zu den ersten beiden Seen, von denen ich schon ziemlich weit aufgestiegen war.
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Oben angekommen kam ich dann zum dritten See, hinter dem es dann steil, auf einer Geröllhalde, berghoch gehen sollte.
Ich musste links am See vorbei und dann den Steilhang, der schon an der linken Seite des Sees losging, hoch.
Teilweise waren die Felsen größer als ich. Ich fühlte mich wie eine Bergziege.
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Mehrmals hatte ich Schwierigkeiten, balancierend das Gleichgewicht zu halten. Hier das Gleichgewicht zu verlieren, auszurutschen und mit dem Fuß in eine der Spalten zu geraten, konnte schlimme Folgen haben. Einmal verlor ich total mein Gleichgewicht und konnte nur noch schnell mit meinem linken Wanderstock halt finden und musste mich mit meinem ganzen Gewicht auf ihn stützen, bis ich wieder das Gleichgewicht wiederfand. Wäre der Stock gebrochen, hätte ich wohl ziemlich alt ausgesehen. Zumindest wäre ich gestürzt. Aber der Stock hielt zum Glück, wenn er auch danach sehr verbogen aussah.
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Von oben zurückschauend, sah ich die riesige Geröllhalde und den See, von dem ich hoch gestiegen war. Während des ganzen Aufstieges hatte ich mich wie eine Bergziege gefühlt.
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Oben angekommen, wurde es nicht besser. Es ging nicht mehr bergauf, aber die Geröllhalde blieb den ganzen Tag so.
Dort war es nicht möglich irgendwo ein Zelt aufzubauen. Ich musste so lange weiter, bis ich einen Platz fand, wo ich mein Zelt aufstellen konnte. Letztendlich ging ich bis 21 Uhr über diese Geröllhalde, bis ich endlich diese hinter mir ließ und einen Platz fand, wo ich mein Zelt aufstellen konnte. Als ich das Zelt aufgebaut hatte, war ich total fertig und kroch nur noch ins Zelt.
Ich hatte diese Strecke zwar, noch aus dem Jahr 1994, als anstrengend in Erinnerung, aber dass sie so anstrengend gewesen war, eigentlich nicht. Entweder hatten die Norweger in den letzten zwanzig Jahren, um der Strecke einen höheren Schwierigkeitsgrad zu geben, ordentlich Blocks hier abgeladen, oder es machte sich halt doch bemerkbar, dass ich keine 35 Jahre mehr bin.
Das war überhaupt der schlimmste Tag auf der ganzen Wanderung, und ganz nebenbei auch einer der längsten Tagesstrecken auf dieser Tour. Danach wurde es besser.
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16. August
Ziemlich zerschlagen von dem gestrigen Tag humpelte ich zum Bach, um mir Wasser für Tee und Frühstück zu holen. Dabei sah ich, dass aus dem Pass, durch den ich gestern gegangen war, sich eine dunkle Wolke schob, die dort bis zum Boden ging. Ein Glück, dass ich da gestern durchgegangen bin, fiel mir dabei ein.
Heute schien man dort nicht einmal zu sehen, wo man längs geht.
Um mich herum sah es überall nicht besser aus. Die Landschaft war weg, ganz Norwegen war verschwunden. Selbst die rot angemalten Steine, die als Wegmarkierung durch diese Geröllhalde fungierten, waren nicht mehr zu sehen. Vorsichtshalber kramte ich meinen Kompass aus dem Rucksack und steckte ihn in die Hosentasche. Blieb es bei der Suppe, war es das Einfachste sich vorsichtig, nach Kompass, Richtung See zu tasten.
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Ich kochte mir mein Frühstück und Tee, packte zusammen und ging dann los. Weiter durch steiniges Gelände, allerdings längst nicht so schlimm, wie gestern. Allerdings spürte ich mein rechtes Knie und auch sonst, ging ich etwas eierig. Auch mein linker Arm schmerzte. Dazu ist zu sagen, dass ich schon mit einem dick geschwollenem Ellenbogen aus Lübeck losgefahren bin. Ruhig halten, hatte der Arzt gesagt. Als ich mich dann gestern komplett auf meinen Wanderstock (linke Seite) stützen musste, hatte anscheinend nicht nur der Stock darunter gelitten.
Als ich ein bisschen an Höhe verlor, tauchte auch Norwegen wieder auf. Alles war noch da. Sogar der See Gautelis war schon zu sehen.
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An einem kleinen Bach machte Rast. Der Weg war nicht viel besser geworden, aber der See Gautelis war ja schon ab und zu in Sicht. Das Ende dieses Herumgeeiers.
Endlich ging es bergab und der See kam immer näher. Als der See in seiner ganzen Pracht vor mir lag, machte ich noch einmal an einem Bach eine kleine Pause.
Dann ging es steil bergab, und als ich unten angekommen war, wurde der Weg endlich besser. Ich ging im Gelände etwas oberhalb des Seeufers längs und genoss die Landschaft. Endlich war dieses totale Herumgeeier auf Steinen vorbei und auch meine Gelenke schienen sich warm gelaufen zu haben. Dann musste ich noch einmal über eine norwegische Brücke, mit dem gleichen mulmigen Gefühl, wie immer, wenn es über eine norwegische Brücke ging.
Zum Glück war es die Letzte. Die nächste Brücke kam erst wieder in Schweden, und die Schweden bauen viel bessere Brücken.
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Kurz hinter der Brücke schlug ich mein Zelt auf. Das war ein richtig feiner Platz.
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17. August
Am Morgen wurde mein Zelt regelrecht durch die Sonne aufgewärmt. Das war doch ein tolles Gefühl. Ich schaute raus und die Sonne strahlte mich wirklich an, was mich gleich dazu brachte, mal wieder die ganze große Küche vor dem Zelt zu genießen.
Ein entsprechender Felsen, als Herduntersatz, war auch schnell gefunden. Die Aussicht beim Kochen war einfach toll.
Nach dem Frühstück packte ich zusammen und machte mich auf den Weg. Sicher, der Weg war nicht eben, aber im Vergleich zu den letzten Tagen, war er wirklich toll. Ich genoss also das Wetter und den Weg.
In aller Ruhe ging es weiter und ich genoss die Landschaft. Das Wetter war toll und der Weg war angenehm zu gehen. Irgendwann, als ich eine Pause zwischen zwei größeren Seen machte, fiel mir neben mir ein Berg auf, der hier einfach so unmotiviert in der Gegend herumstand, und bei dem Wetter regelrecht mich aufforderte, auf seinen Gipfel zu steigen. Ich ließ den Rucksack unten, nahm meine Kamera und kletterte schnell hoch. So hoch war der Berg nicht, sodass ich nach 10 Minuten oben war.
Und es hatte sich gelohnt, das alles mal von einer etwas höheren Position zu betrachten. Neben der Kamera hatte ich auch noch ein paar Kekse und meine Wasserflasche mit auf den Berg genommen, sodass ich es mir hier oben richtig gut gehen ließ.
Dann ging ich wieder zu meinem Rucksack, schnallte ihn auf und machte mich wieder auf den Weg. Bald kam ich an einen entscheidenden Punkt meiner Wanderung. Der Grenzstein Nr. 259A, zeigte mir an, dass ich mich Schweden, und damit wieder der EU, näherte. Allerdings verließ ich damit auch NATO-Land, und es hatte ja schon aus dem Osten den erhobenen Zeigefinger in Richtung Finnland und Schweden gegeben.
Mit den letzten Entwicklungen war ich nicht vertraut, ich war ja nun schon ein paar Tage unterwegs, überschritt dann aber doch guten Mutes die Grenze.
So, hiermit war ich wieder in einem EU-Land. Kurz nach dem ich diesen Grenzübergang hier dokumentiert hatte, kam dann aber doch noch kurz ein knifflige Angelegenheit, So in Gedanken und in fotografieren vertieft hatte ich nicht gemerkt, dass ich mein Gepäck außerhalb der EU gelassen hatte.
Direkt auf dem Wanderweg war ein, wenn auch dort nur ein kleiner inoffizieller, gelber Stein, der die Grenze auf dem Wanderweg markierte, und wie man dort sehen konnte, stand der Grenzstein zwischen mir und meinem Rucksack, während ich also schon in der EU stand, lag mein Rucksack noch außerhalb der EU, ......
... ... und ich sah, wie der dortige Grenzposten schon kritisch zu mir herüberschaute.
Aber, wie man auf dem nächsten Foto sehen kann, hatte er anscheinend gerade Mittagspause, schauten nur mal kurz hoch, und rupften dann weiter in aller Ruhe sein Mittag vom Boden. Ich holte noch dann, während der Grenzposten weiter graste, schnell meinen Rucksack in die EU herein, und ging weiter meinen Weg, unter den kritischen Augen des, in aller Ruhe vor sich hinkauenden, Grenzpostens.
Die folgenden Fotos sind noch ein bisschen Landschaftsaufnahmen. Der weitere Tag war einfach eine gemütliche Wanderung durch eine schöne Landschaft.
An einem wunderschönen See mit einem schönen Bach machte ich für diesen Tag Schluss. Das war wirklich ein toller Tag gewesen.
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18. August
Ganz früh am Morgen musste ich mal kurz für kleine Jungs raus. Was ich sah, zwang mich dazu, nach Erledigung der Dinge, die getan werden mussten, meine Kamera zu greifen und ein Foto zu schießen. Der Tag fing wirklich toll an.
Auch wenn ein kalter Wind wehte, entschloss ich mich mal wieder eine Ganzkörperreinigung durchzuführen. Vom Wind abgesehen war das Wetter wirklich toll und es gab hier am Fluss auch einen tollen Waschplatz.
Danach frühstückte ich in aller Ruhe, packte meine Sachen und marschierte los. Und gleich ging es wieder über eine Brücke. Aber – endlich – über eine schwedische Brücke.
Das war doch ein ganz anderes Kaliber, als die wackligen Holz- und Drahtseilkonstruktionen in Norwegen. Darüber konnte man doch ganz beruhigt rüber gehen.
Ich ging dann weiter und bewunderte die Landschaft. Der Weg, wenn auch holperig, war wirklich im Vergleich zu den letzten Tagen sehr angenehm. Vor mir sah es teilweise am Himmel sehr dunkel aus, aber die Wolken zogen nach links und rechts ab. So dackelte ich gemütlich vor mich hin, bewunderte dabei die Landschaft und die Wolken, die teilweise bedrohlich aussahen, aber irgendwie immer, in verschiedene Richtungen verschwanden, obwohl der Wind von vorne kam und die Wolken eigentlich in meine Richtung treiben musste. Dort oben musste mal wieder, in Sachen Windrichtung, das totale Chaos herrschen.
Dann kam ich an die Abbiegung, Hukejaure und Cuhcavággi und ich bog noch Osten, in den Cuhcavággi.
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Am Nachmittag musste ich dann noch einen größeren Fluss durchqueren. (Nicht den kleinen Bach links vom Zelt, sondern den großen, rechts im Bild). Das wurde noch einmal lustig, aber ich kam trockenen Fußes, rüber. Dann suchte ich mir den kleinen Bach als fließendes Trink- und Kochwasser und machte es mir gemütlich.
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19. August
Die ganze Nacht hatte es durch geregnet, und zwar richtig heftig in Strömen. Auch am Morgen hörte es nicht auf. Im Regen holte ich mir Wasser für Pasta und Tee. Dabei konnte ich sehen, dass von der Richtung, von woher der Wind kam, am Talende der Himmel ein bisschen heller wurde. Ich kroch ins Zelt zurück und kochte mir Pasta und Tee und machte Frühstück. Nach dem Frühstück schaute ich raus. Es platterte immer noch in Strömen. Aber der helle Streifen am Horizont war größer geworden. Im Zelt fing ich an meine Sachen zu packen. Gegen 11 Uhr hörte es auf zu regnen und gegen 11:30 bin ich losgekommen.
Es wehte ein kalter Wind, aber es war trocken. Je länger ich lief, desto besser wurde das Wetter. Nicht lange, und über mir war blauer Himmel. Ich wanderte an einem See das Tal längs, Richtung Osten.
Mit der Zeit konnte ich das Ende des Tals sehen, und weiter nach Osten. Dort konnte ich bald das überhaupt Höchste sehen, was ganz Schweden zu bieten hat.
Das Kebnekaise-Massiv. Nordtoppen 2097 m hoch, Südtoppen 2106 m hoch. Auch wenn ansonsten das Wetter toll war, quälte sich genau über das Kebnekaise-Massiv eine Wolkenbank über den Gipfel.
Es half nichts. Ich legte den Rucksack ab, holte meine Kekse heraus, holte mir Wasser von einem Bach und machte Pause, um zu warten, dass die Wolke endlich vom Gipfel verschwand.
Und endlich war es so weit. Beeindruckend.
Nach dem Fotoshotting ging ich weiter dem Fluss längs.
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An Ende des Tals konnte ich schon den Kungsleden Richtung Süden sehen.
Das war zwar nicht meine Richtung, ich wollte ja nach Norden, änderte aber nichts daran, dass es toll aussah.
Wieder wartete eine richtig schöne schwedische Brücke auf mich. Dahinter, ein Stück bergauf wartete der Kungsleden auf mich.
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Den ging ich Richtung Norden. Das Tal des Kungsleden bestand aber nicht nur aus dem Wanderweg, sondern auch aus einer wunderbaren Landschaft.
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Das nächste Bild zeigt den Kungsleden in Richtung Norden. In dem Taleinschnitt, in der Mitte des Bildes, ging der Kungsleden weiter, in Richtung Abisko. Ich selbst wollte aber noch einen kleinen Umweg machen, und wollte daher am nächsten Tag bei Sälkas in das Tal abbiegen, das rechts, neben der Bergreihe, die das Kungsledental von rechts abschloss, auf dem Bild andeutungsweise schon zu sehen ist. Aber das war erst morgen.
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Als ich beim nächsten Tal, das von Osten auf das Tal des Kungsleden stieß, ankam, suchte ich mir am Bach, der aus diesem Tal kam, ein Zeltplatz und machte es mir dort gemütlich. Das war ein beeindruckender Tag gewesen.
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20. August
Bin um 8 Uhr aufgestanden und habe mir Wasser für Pasta und Tee vom Bach geholt. Im Kungledental graste eine kleine Herde Rentiere. Einer von ihnen schaute ab und zu zu mir herüber, um zu sehen, was ich so mache, aber er meinte wohl, ich bin keine Gefahr. Ich packte nach dem Essen meine Sachen und machte mich auf Richtung Norden.
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Und - wie man sehen konnte, ich war auf dem Kungsleden. Das sah hier mehr aus wie ein Viehtriebweg, als einen Wanderweg.
An den Sälkashütten war mehr los, als in Lübeck an einem verkaufsoffenen Sonntag in der Fußgängerzone. Ich grüßte im Vorbeigehen und bog dann schnell ab, um in das Nallotal, abzubiegen. In etwas Abstand von den Hütten machte ich am Fluss, der aus dem Nallotal kam, eine kleine Kekspause, und schaute mir das Gewühle bei den Hütten, aus sicherer Entfernung, an.
Dann machte ich mich auf den Weg ins Nallotal.
Es ging langsam aber sicher, hauptsächlich über Fjällgras, bergauf, da das Nallotal höher als das Kungsledental lag.
Auf der Höhe des Tals wurde es steinig, oft gab es sogar richtige Geröllhalden, von Geröll, das von den Bergen heruntergekommen war. Wohl auch als Untergrund von ehemaligen Gletschern.
Ansonsten war es ein relativ ereignisloser Tag. Die Landschaft war toll und ich machte im Laufe des Tages noch tolle Fotos.
Irgendwann am späteren Nachmittag fing ich an, mich nach einem Zeltplatz umzusehen. Aber ich fand nur Geröll und keinen schönen Platz, mit einem Bach. Endlich fand ich doch was. Und was für ein Platz. Ein wunderschöner Bach, und ein Platz, der schon fast als Golfplatz geeignet gewesen wäre. In dieser ganzen Steinwüste gab es an diesem Bach einen kleinen Streifen, mit wirklich ebenen Untergrund. Ich war begeistert und stellte mein Zelt auf.
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21. August
Am Morgen war draußen am Himmel wieder alles vorhanden. Vom blauen Himmel bis zu dunklen Wolken, die sich anscheinend mühsam über die Berggipfel quälten und dann sich richtig ins Tal wälzten. Es war nicht abzusehen, wie das Wetter sich entwickeln würde. Nur der Wind war schon einmal eiskalt.sodass ich mich gleich voll auf rödelte. Also die Regenklamotten anzog. Nicht wegen des eventuellen Regens, der kommen könnte, sondern um den kalten Wind abzuhalten.
Ich holte mir für mein Frühstück und für meinen morgendlichen Tee Wasser vom Bach, frühstückte und fing dann gemütlich an zu packen. Das war hier wirklich ein toller Zeltplatz gewesen. Das Gras fast wie auf einem Golfplatz, und der Bach war auch super gewesen.
Auch wenn es nicht nach Regen aussah, machten die Wolken mir richtig sorgen. In dieses Tal bin ich eigentlich nur wegen dem Nallo hineingegangen, den ich das letzte Mal vor 20 Jahren gesehen hatte. Ein Hauptgrund, warum ich dieses Jahr in dieser Gegend gewandert war, war meine Sorge, ob der Nallo überhaupt noch da ist. Immerhin kann in 20 Jahren auch einem Berg so einiges passieren. Und daher wollte ich dieses Jahr mal nachschauen, ob denn der Berg noch vorhanden ist.
Sollten die Wolken so bleiben, wie sie an dem Morgen waren, würde ich vom Nallo nicht viel sehen können.
Ich wandere also los und schon kurz nach meinem Golfplatz lief ich wieder über Geröll. Kurz nach dem See kam ich an die Abzweigung in das Tal Unna Räitas vorbei (Bild unten).
Vor 21 Jahren bin ich mit einem Kumpel schon mal hier gewesen und damals sind wir in dieses Tal gegangen, und – Ende August, also zur gleichen Jahreszeit, wie jetzt – in einen Schneesturm geraten. Wenn man da mit heute verglich, fühlte sich der kalte Wind gleich viel angenehmer an.
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Als ich langsam in das Tal, das direkt am Nallo war, abstieg, hörte dann auch der kalte Wind auf, sodass es gleich richtig angenehm wurde. Nach der letzten Anhöhe, bevor es bergab ging, konnte auch endlich den Nallo sehen. Auch wenn man von meinem Standort die unspektakuläre Seite des Nallos sah, war die Spitze leider in Wolken verdeckt.
Ich hoffte aber im Stillen, dass sich, da die Wolken überhaupt langsam hoher stiegen, als noch am Morgen, dass es noch besser werden würde, und ich, wenn der Nallo sich von seinen beiden imposanten Seiten zeigte, dann diese auch sehen konnte. Erst einmal machte ich mich aber auf den Abstieg in das Tal.
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Unten im Tal lag die Nallostuga.
Vor der Hütte überquerte ich den kleinen Fluss und ging dann hinter der Hütte, am Hang vom Nallo längs, weiter ins Tal, Richtung Osten.
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Auch wenn der exponierte Ostgipfel noch nicht richtig zu bewundern war, war auch die Südflanke vom Nallo schon sehr beeindruckend. Wie eine mittelalterliche Festung. Uneinnehmbar.
Ihr gönnte ich mir, als ich an einem schönen Bach kam, noch eine längere Pause, inklusive Pasta à la Bolognese.
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Als ich an einem Platz angekommen war, wo ich den Nallo (der rechte Berg ist es) von seiner Ostseite bewundern konnte, schlug ich mein Zelt auf. Von hier aus betrachtet sah er wieder ganz anders aus. Die markante Ostspitze, die, von Süden noch wie ein Burg-Bergfried ausgesehen hatte, stand jetzt Spitz gegen den Himmel.
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Nachdem ich das Zelt aufgebaut hatte, ging ich noch ein bisschen durch die Gegend um einige Fotos zu schießen. Das sah wirklich alles sehr imposant aus. Im Stillen hoffte ich für den nächsten Tag auf blauen Himmel, damit ich den Nallo noch einmal in seiner ganzen Pracht auf meine Speicherkarte bannen konnte. Aber an diesem Abend genoss ich erst einmal, mit einem kleinen Spaziergang in der Nähe meines Zeltes, die ganze Aussicht des Tales noch einmal.
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22. August
7:45 Uhr. Die Pasta köchelte gemütlich auf dem Trangiakocher. Es war blauer Himmel, wunderbar. Nur der Nallo hatte immer noch eine Pudelmütze auf (nächstes Foto). Da ich den Nallo gerne ohne Pudelmütze fotografieren wollte, ließ ich mir Zeit, knipste so ein bisschen in der Gegend herum, auch mein Zelt, mit dem Nallo im Hintergrund, und ein Blick in die Richtung, in die ich nach meinem Aufbruch, gehen wollte. Die Felsgebirge an der Talseite sehen wirklich beeindruckend aus
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Dann machte ich mich auf den Weg, und einmal, als der Nallo endlich fast wolkenlos war, machte ich noch ein Foto nach hinten. Darauf zu sehen auch mein Weg, der hier wirklich toll war, ohne Steine, ohne Wurzeln, schön glatt und eben. Ach, der Blick zurück, war einfach toll
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Auch der Blick nach vorne zeigte nicht das Schlechteste. Und das Wetter war auch erste Sahne.
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Nach einer gemütlichen Wanderung durch das Nallotal, ging es dann bergab ins Vistastal.
Das folgende Foto zeigt das Vistastal Richtung Süden, wo ich aber nicht hinwollte. Ich wollte ins Vistastal und dann Richtung Norden.
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Unten angekommen, kam ich zu der Brücke, die über den Fluss im Vistastal führte. Hinter der Brücke kann man die Vistasstuga erkennen.
Wie man sehen kann, war ich sehr viel tiefer gelangt. Es gab wieder richtige Vegetation. Richtige Birken, viele Büsche, Gras, dichtes Unterholz.
Aber von hier ging es dann auch wieder bergauf. Das Vistastal hat seinen höchsten Punkt am nördlichen Ende und senkt sich Richtung Süden immer weiter, bis nach Nikkaluokta, mit an den Seiten beeindruckenden Bergwänden.
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Und noch einmal einen Blick zurück zum Nallo.
Es wurde noch eine gemütliche Wanderung durch das Tal, bis ich einen schönen Platz auf einer tollen Wiese, an einem wunderschönen Bach, mit glasklarem Wasser, unter einem Steilhang.
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23. August
Gegen 7 Uhr musste ich mal kurz raus, um den Boden zu bewässern. Es war dicht bewölkt, sah aber nicht nach Regen aus. Trotzdem kroch noch einmal wieder in den Schlafsack. So gegen 7:30 Uhr, ich überlegte mir gerade aufzustehen, als ich ein leichtes Rumpeln hörte. Da kam doch tatsächlich, von dem Berg hinter mir, ein leichter Steinschlag herunter. Ich hielt kurz die Luft an und beschloss dann doch schnell aufzustehen, damit ich, sollte noch ein Stein herunterkommen, der Gefahr ins Auge sehen konnte. Ich kochte Pasta und machte mir Tee und packte dann meine Sachen, um von dem rumpelten Berg wegzukommen. Ich verabschiedete mich von meinem schönen Bach ....
... und machte mich auf, das Vistastal weiter Richtung Nord-West zu gehen, wobei es ganz langsam bergan ging.
Teilweise lagen am Wegesrand riesige Felsbrocken, die irgendwann einmal von den Bergen, links und rechts, von oben heruntergekommen waren. So was möchte ich nicht nachts auf mein Zelt bekommen.
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Der Blick zurück zeigte ein beeindruckendes Panorama, vom Tal, von dem links und rechts die Berge steil aufstiegen.
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Dann ging es mal wieder über eine schöne schwedische Brücke.
Hier kam der Hauptteil des Flusses, der mich die ganze Zeit hier im Tal begleitet hatte, von einem Berg heruntergestürzt.
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Noch einmal ein beeindruckender Blick zurück, durch das Vistastal.
Am späten Nachmittag hatte ich das Ende des Vistastal erreicht. Ich stand am See am oberen Ende des Tales. Hier gab es einen tollen Zeltplatz, und ich machte es mir hier bequem. Die Aussicht war einfach toll.
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24. August
Gegen sechs wurde ich wach, da ich dringend mal kurz vor die Tür musste. Draußen war es total still, und eine wahnsinnige Stimmung. Daher musste ich, nachdem ich meinen Anteil an der Bewässerung des Erdbodens vollzogen hatte, meine Kamera greifen, und noch ein paar Fotos machen, nachdem ich meinen Troyer schnell übergezogen hatte. Die Stimmung war toll da draußen.
Dann kroch ich erst einmal zurück in meinen Schlafsack und schlief noch eine Runde. Als ich gegen acht wieder aufwachte und aus dem Zelt schaute, war auch, mit der Sonne, es da draußen einfach nur fantastisch. Ich holte mir Wasser vom Fluss, setzte die Pasta an und ging in aller Ruhe mit meiner Kamera noch einmal durch die Gegend spazieren. Es war einfach herrlich.
Es dauerte, bis ich gegessen und meine Sachen zusammengepackt hatte. Immer wieder musste ich eine Pause machen und einfach nur diese Landschaft zu genießen. Kurz nach 11 Uhr riss ich mich dann doch von dem Platz los und machte mich auf den Weg, herunter zum Alesjaure, an der auch eine kleine Samensiedlung lag.
Am südlichen Ende vom Alesjaure gab es, dort wo der Fluss in den See floss, wieder eine Brücke.
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Bei der Brücke gönnte ich mir noch einen Blick Richtung Süden. Von dort wäre ich gekommen, wenn ich bei Sälkas nicht noch in das Nallotal abgebogen wäre.
Ich wollte, oder musste, aber Richtung Norden. Ich ging an den Allesjaure Fjälltstugar vorbei, um dann am Westufer vom Alesjaure weiterzuwanden. Am späten Nachmittag, als ich an einen schönen Bach kam, der in den Alesjaure floss, und wo es auch einen schönen Übernachtungsplatz kam, machte ich für heute Schluss. Das war von Anfang bis zum Schluss ein wirklich toller Tag gewesen.
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25. August
Am nächsten Morgen schien herrlich die Sonne auf mein Zelt. Da es aber draußen keine großen Steine gab, worauf ich den Kocher stellen konnte, kochte ich, mit toller Aussicht, im Zelt, bequem im Schlafsack mein Frühstück. Frühstück im Bett ist auch was Feines, und warum soll man es dann nicht auch dort kochen.
Nach dem Frühstück packte ich alles zusammen und machte mich wieder auf den Weg. Seit ich gestern über die Brücke, am Südende des Alesjaure gegangen war, befand ich mich auf dem Kungsleden, die Wander-Autobahn im Norden von Schweden, wie man hier am ausgetretenen Wanderweg, links im Bild, sehen kann.
Schon gestern war es mit der Ruhe vorbei gewesen und ich hatte bis zum späteren Abend warten müssen, um mal wieder eine Ganzkörperreinigung durchzuführen. So kam es, dass ich an dem Tag mehr Menschen begegnete, als in der ganzen Zeit der Wanderung (mit Ausnahme kurz in Sälkas) zusammen. Ich ging an der Westseite des Sees, am Ufer, Richtung Norden. Erst am Ende des Sees ging es dann langsam wieder bergauf. (Blick zurück)
Hier wurde der Weg wieder steinig, was meinen, doch in den letzten zwei Wochen arg strapazierten Gelenken nicht so gut bekam. Hier begann dann auch mal mein berühmt berüchtigtes rechtes Knie, sich doch deutlich zu melden.
Aber irgendwann hatte ich auch diesen steinigen Berg umrundet und schaute auf den Abiskojaure. Irgendwo da unten, ca. 2. km vor dem See, sollte mein nächster Übernachtungsplatz, und der Letzte auf der Wanderung liegen.
Ich machte mich an den Abstieg und unten gleich hinter der Brücke über den Fluss, suchte ich mir mein Zeltplatz. Richtig ungewohnt, so zwischen Bäumen und Büschen eingezwängt.
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26. August
So – der letzte Tag der Wanderung brach an. Auch wenn die Sonne nicht in mein Zelt schien, war es draußen wieder herrliches Wetter. Die Sonne hatte nicht in mein Zelt scheinen können, da der dicke Giron ihr im Weg stand. Erst als die Sonne etwas nach Süden rückte und durch den Taleinschnitt, durch den ich gestern gekommen war, schien, bekam ich die Sonnenstrahlen direkt ab. Ich ging mit meinem Kochgeschirr zum Wasser, um dort auf den Steinen mein Frühstück und meinen Tee zu kochen. Direkt am Zelt, im Wald, war mir das zu gefährlich. Dort hockte ich gemütlich auf einem Stein, während mein Frühstück köchelte ...
... während der Wald die ersten ernsthaften Anzeichen von Herbst von sich gab, ...
... und dachte über die Wanderung nach. Die „Leichtigkeit des Seins“, wie ich es letztes Jahr bei meiner Tour durch das Sarek erlebt hatte, hatte ich dieses Jahr nicht gespürt. Dazu war die Wanderung, im Gegensatz zu letztem Jahr, zu anstrengend gewesen. Gerade der Teil durch Norwegen war sehr auf die Knochen gegangen, sodass ich selbst in Schweden, bei Wegen, die eigentlich nicht übermäßig steinig und geröllartig waren, teilweise ziemlich herumgeeiert bin, da meine Gelenke angeschlagen waren. Trotzdem war es eine schöne Tour gewesen und es war wirklich schade, dass es schon wieder alles vorbei war. Etwas bedribst packte ich nach dem Frühstück meine Sachen und machte mich auf den Weg.
Erst einmal ging es weiter durch den Wald, Richtung des Abiskojaure an dem ich dann den Luxus des Kungsleden, zum Wohle meiner Gelenke, genießen konnte.
Ab und zu schaute ich etwas wehmütig zurück. Ich hasse diesen letzten Wandertag jedes Jahr. Es ist der einzige Tag, an dem man läuft und wirklich nicht dort ankommen will, wo man dann an Ende des Tages ankommt. Hier, im Vergleich zu den Tagen davor, ging ich schon wieder in sehr niedriger Höhe und die Landschaft wechselte sich zwischen Gebüsch und Wald ab. An einer Brücke machte ich noch einmal Rast. Den Abiskojaure hatte ich schon lange hinter mir gelassen und ging am Abiskojåkka längst, dem ich bis (fast) zu seiner Mündung in den Torneträsk folgen würde. Bald konnte ich auch, wenn ich zurückschaute, das berühmte Lappenporten (das Lappen-Tor) sehen.
Der Abiskojåkka zeigte nun auch sein berühmtes Tal, in das er sich tief in Felsen eingegraben hatte. Zur Zeit der großen Schnee- und Gletscherschmelze, nach der letzten Eiszeit, müssen hier die Kräfte des Wassers gewaltig gewesen sein, um den Fluss so ins Gestein graben zu können.
Direkt vor Abisko bekam ich noch einmal einen schönen Blick auf das Lappenporten, schon mit den Hochspannungsleitungen der Erzbahn (Kiruna-Narvik) im Bild.
Dann war es so weit. Die Abisko-Turiststation. Die Wanderung 2014 war zu Ende.
Eine Aufarbeitung der Wanderung durch Berthold Kogge
Es existiert eine leichte Abweichung zum hiesigen Text und zur Auswahl der Fotos